Deutsche Geselschaft für Muskuloskeletale Medizin e.V. – Akademie Boppard

Manuelle Medizin/Chirotherapie – Manuelle Therapie

Durchführung der chirotherapeutischen Behandlung durch die Ärztin/den Arzt

Nach der Erhebung der Befunde und einer körperlichen Untersuchung werden Sie möglichst entspannt in einer für den jeweiligen Eingriff bestimmten Weise auf dem Behandlungstisch gelagert. Die Ärztin/der Arzt untersucht zunächst die Wirbelsäule, danach erfolgt die Einstellung des zu behandelnden Abschnittes (Segmentes) der Wirbelsäule, dann erst die eigentliche Behandlung. An der Halswirbelsäule wird nach dem Probezug (diagnostische Probebehandlung) der therapeutische Handgriff zur Mobilisation oder Manipulation gezielt als eine kurze, schnelle Bewegung und geringem Kraftaufwand durchgeführt. Das oft hörbare "knackende" Geräusch gehört zur Behandlung, wird aber nicht immer ausgelöst.

Mögliche Risiken

Bei manualmedizinischen/chirotherapeutischen Manipulationstechniken an den Extremitäten sind derzeit keine spezifischen und typischen Risiken bekannt, die einer Risikoaufklärung bedürfen.

Bei manualmedizinischen/chirotherapeutischen Manipulationstechniken an der Wirbelsäule gibt es extrem seltene, für die Behandlungsmethode spezifische, typische Risiken, die auch bei größter ärztlicher Sorgfalt nicht restlos auszuschließen sind.

Als unangenehme Behandlungsfolgen können vorübergehend auftreten: muskelkaterähnliche Schmerzen im Nacken und Schulterbereich, gelegentlich leichte Beschwerden in den behandelten Wirbelgelenken und in der Haut, selten auch vorübergehender leichter Schwindel und Kreislaufsymptome.

Schwerwiegende Komplikationen sind extrem selten. Wir raten zu der chirotherapeutischen Behandlung nur dann, wenn der zu erwartende Heilerfolg die extrem seltenen Risiken deutlich überwiegt.

Durchführung der manualtherapeutischen Behandlung durch den Physiotherapeuten

Um Rezidive zu vermeiden, erfolgt im Anschluss die weitere Behandlung durch den Physiotherapeuten.

Schlecht bewegliche Gelenke werden mobilisiert, verkürzte Muskeln gedehnt und gelockert, schwache Muskeln gekräftigt.

Regelmäßiges Eigentraining sichert ein gutes Behandlungsergebnis. Erlernen Sie unter der Anleitung Ihres Physiotherapeuten ein gezieltes Eigentraining.

Behandlungstechniken

Manuelle Medizin/Chirotherapie - Manuelle Therapie
umfasst Behandlungstechniken, die von Ärzten und Physiotherapeuten durchgeführt werden, um Funktionsstörungen zu beheben oder ihre Auswirkungen zu mildern. Bei  Manipulationen handelt es sich um Heileingriffe, die an der Wirbelsäule ausschließlich Ärzten vorbehalten sind.

Weichteiltechniken
Entspannende und schmerzreduzierende Massagegriffe oder Dehntechniken im Bereich der Muskeln und Sehnen.

Mobilisation
Passive, Entlastung (Traktion) und/oder Gleitbewegung mit geringer Geschwindigkeit und zunehmendem Ausmaß (Amplitude) zur Verbesserung der eingeschränkten Bewegung.

Manipulation
Kurzer und schneller Impuls mit kleiner Amplitude und geringer Kraft, um eine hypomobile Funktionsstörung (Blockierung) zu lösen. Bei diesem Vorgehen kommt es häufig zu einem knackenden Geräusch, das aber keinesfalls die Voraussetzung für den Erfolg der Behandlung darstellt. 

Neuromuskuläre Techniken (NMT)
zur Behebung von Funktionsstörungen der Muskulatur und/oder der Gelenke
 
an der Muskulatur

  • Postisometrische Entspannung durch leichte isometrische (gleichförmige) Anspannung der zu behandelnden Muskeln (postisometrische Relaxation)
  • Entspannung der Muskulatur durch die Aktivierung der gegenwirkenden Muskeln (Antagonisten) = reziproke Hemmung
  • Muskeldehntechnik: nach isometrischer Anspannung erfolgt mit geringer Kraft die Dehnung
  • Dehnungsbehandlung: nach maximaler isometrischer Aktivierung der Muskulatur erfolgt eine kräftige Dehnung (sog. stretching)

an den Gelenken

  • Mobilisation unter Ausnutzung der Anspannung der gleichwirkenden Muskeln (Agonistenhilfe)
  • Mobilisation nach postisometrischer Relaxation (Entspannung)
  • Mobilisation unter Ausnutzung der reziproken (wechselseitigen) Hemmung der antagonistischen Muskulatur

Zusätzliche Behandlungsverfahren
Nach dem chirotherapeutischen Eingriff kann der Arzt zusätzliche Methoden wie z. B. eine therapeutische Lokalanästhesie (TLA) zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung einsetzen. 

Die TLA hat wie alle Behandlungsverfahren, bei denen Medikamente eingesetzt werden, eine begrenzte Wirkungsdauer. Im Zusammenhang mit der Chirotherapie ist sie nur als Begleitverfahren zu betrachten, über deren Einsatz der Arzt aufgrund des erhobenen Befundes und der chirotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten entscheidet.